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Courtesy Sixpackfilm
Aufnahme für Aufnahme rekonstruierten Georg Tiller und sein Kameramann Claudio Pfeiffer die dramatische Szene des Kindermordes aus Ingmar Bergmans „Vargtimmen“ (dt. Titel „Die Stunde des Wolfes“) von 1968. In Schwarz-Weiß-Bildern sieht der Betrachter das Meer und seine scharfkantigen Klippen, den Horizont und die leicht gekräuselte Oberfläche des tiefen Wassers. In Bewegung und Einstellung zitiert die Kamera exakt die berühmte Vorlage – mit dem wesentlichen Unterschied, dass keine Schauspieler zu sehen sind. Untermalt werden die Aufnahmen mit dem Originalsoundtrack von Lars Johan Werle. Die Arbeit gibt den Blick frei auf die reine Projektionsfläche des Films, seine stilistischen Mittel des Film Noir und auf das Moment der Rezeption. Aufgrund der Kamerabewegung und Musik entsteht eine gewisse Erzählstruktur, zugleich öffnet sich aber der Bedeutungsraum gerade durch die Abwesenheit von Schauspielern und Sprache. Durch die Rekonstruktion werden Stilmittel, Darstellung und Kontext des Betrachters, seine Beobachtung und Erfahrung, als gestaltende Elemente des Films repräsentiert und zugleich als neue Deutungsangebote präsentiert.
Lukas Harlan