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In ihrem Werk The Disappeared reflektieren die Künstler Adam Kaplan und Gilad Baram die Geschichte des gleichnamigen Filmprojekts Hane’elam (The Disappeared) aus dem Jahr 2000. Der damals fast vollendete Film, vom israelischen Militär in Auftrag gegeben, machte auf die ansteigende Zahl von Suiziden unter Soldat*innen in der israelischen Armee aufmerksam, wurde jedoch vor seiner Fertigstellung zensiert und ist heute nur noch über die Erinnerungen der damals an der Filmproduktion beteiligten Schauspieler*innen und Crewmitglieder zugänglich. Auf diese Zensur verweisend, zeigt die Videoarbeit von Kaplan und Baram lediglich schwarzen oder weißen Hintergrund. Zugleich bedienen sich die Künstler jedoch der zeit- und grenzenlosesten Kraft, um Bilder zu erschaffen: der Fantasie. Ohne ein Bild, das die Imagination lenken würde, werden die einzelnen Aussagen aus dem Off in den Fokus gerückt. Die Leere der Leinwand wird durch kontrastierende Untertitel gesteigert. Unterlegt ist das Werk mit der originalen Filmmusik von Eldad Lidor und wird mit einer Rezitation der letzten Szenen des Original-Drehbuches eröffnet und abgeschlossen. Dazwischen verdichten sich Erinnerungsberichte der damals beteiligten SchauspielerInnen (u. a. die Hauptdarsteller Lior Ashkenazi und Nataly Attiya) an den Dreh des Spielfilms, Stellungnahmen der Spokespersonʼs Film Unit, die die damalige Produktion personell, rechtlich und finanziell unterstützte, Perspektiven aus der Gesellschaft sowie Daten und Fakten zum israelischen Militär – u.a. zu Suiziden unter Soldat*innen – zu einem komplexen Blick auf den historischen und gesellschaftlichen Kontext der Filmproduktion. Die institutionelle und gesamtgesellschaftliche Wirkung des Films bleibt aufgrund der frühzeitigen Zensur Spekulation, jedoch zeigen Kaplan und Baram in ihrer Arbeit, dass sich Erinnerungen nicht zensieren, wohl aber wieder beleben lassen. (Lena Hortian)
*Die vollständige Arbeit kann bei den Künstlern angefragt werden.