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Ohne Horizont und Perspektive bewegen sich die Figuren in EDEN’S EDGE durch statische Aufnahmen der kalifornischen Wüste. Bemerkenswerte, eigenwillige Lebensentwürfe präsentieren sich auf der Basis ebenso unkonventioneller Landschaften. Unkonventionell, gegenkonventionell − ›counterculture‹. Die Figuren sind Protagonisten dieser Gegenkulturen der 1960er Jahre. Sie repräsentieren Aktivismus, Pazifismus, spirituelle Selbstfindung und Naturverbundenheit. Heute gescheiterte Existenzen und überholte Modelle? Vielleicht. Allerdings nur gemessen an einem Idealbild, dessen Standards für die ›echte‹ Avantgarde ohnehin nie Gültigkeit besaß. Alle sind verbunden durch den Ort der Wüste, ›terra incognita‹ und Leerstelle für Träume und den Wunsch nach einem ›anderen‹ Leben. Und so sind die Lebenswege und -geschichten keine geradlinigen Narrative. Sie sind vielmehr durch Kurven und Umwege bestimmt, aber auch durch Freiheit. Die Wüste ist paradox, sie ist Freiheit und Einschränkung, lebensfeindlich und Möglichkeit zur Selbstverwirklichung − widersprüchlich wie EDEN’S EDGE selbst. Das Künstlerduo Treml & Calice zeigt alles und nichts: die strengen Aufsichten bleiben in weiter Ferne, so nah die Stimmen auch scheinen mögen, es sind persönlichste Geschichten in stilisierten Landschaften, ohne Horizont und Perspektive.
Jan Harms