© Videonale e.V.
Das grelle Weiß des Schnees steht im Kontrast zu dem tiefen Dunkel der ländlichen Umgebung. Eine an eine Hütte gelehnte Leiter, ein mit Efeu bewachsener Zaun und etwas spärliches Wintergewächs wirken wie ausgeschnittene Bilder, die auf schneeweißes Papier geklebt wurden. Die Vogelperspektive der Kamera verstärkt die Flächigkeit des Bildes, aus der eine Person hervortritt, die aus der Hütte kommend wie ein dunkler Fremdkörper wirkt, der in den reinen Schnee eindringt. Die Person kniet nieder und beginnt, den Schnee zu räumen. Und so wie die Fläche des kahlen Bodens sich stetig vergrößert, so nähert sich der Moment einer magischen Verwandlung: Der Körper, der eben noch mit seinem harten Kontrast den Blick des Betrachters störte, verschmilzt mit der Dunkelheit der Erde. Der Betrachter kann die Umrisse des Körpers nicht mehr ausmachen. Nur noch das rhythmische Geräusch leisen Atems deutet an, dass sich in dem dunklen Loch tatsächlich etwas Lebendiges befindet. Während der Betrachter in das dunkle Loch schaut, wird die Ambiguität der Verwandlung immer verstörender. Sie kann als metaphorisches Zeichen interpretiert werden – von Menschen, die aufhören, fremde und störende Elemente zu sein, und sich stattdessen harmonisch mit der Natur vereinigen. Oder das Gegenteil: als Vernichtung unserer Subjektivität, als unser Versagen, einen funktionierenden Bund mit der Natur einzugehen, die die Macht besitzt, die Menschen zu verschlingen und sie in ein nichtsagendes dunkles Loch zu verwandeln.
Olena Chervonik