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Eine Kamera zeigt von einem niedrigen Blickwinkel aus das statische Bild des Unterkörpers einer Frau, die ein rotes Kleid, schwarze Strümpfe und schwarze Highheels trägt. Sie steht auf einer Theaterbühne vor einem Vorhang, im vorderen rechten Bildrand ist eine Wodkaflasche platziert. Die Frau beginnt auf den Betrachter zuzulaufen. Sie läuft in gerader Linie hin und zurück. Bei ihrem dritten Anlauf bleibt sie im Vordergrund stehen, trinkt einen Schluck Wodka und kehrt wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Das Auge der Kamera verwandelt sich in ein voyeuristisches Guckloch, beobachtet der Zuschauer doch die Frau dabei, wie sie immer betrunkener wird. Mehr und mehr verliert sie die Kontrolle über ihr Gleichgewicht, stürzt zu Boden, beginnt sich zu winden und zu zucken, enthüllt dabei ihren Oberkörper und das Gesicht. Irgendwann erkennt man, dass es die Künstlerin selbst ist, die in dieser Szene agiert. Paradoxerweise entschlüsselt der Betrachter die Identität der Schauspielerin erst, als ihre aufrechte Fassade unter der Wirkung ihrer Trunkenheit zu bröckeln beginnt – eine Anspielung darauf, dass wahre Subjektivität nur im Moment ihrer größten Verletzlichkeit erkannt werden kann. Razmis Arbeit nimmt Bezug auf Bruce Naumans Körper-Raum-Erkundung in seinem Video „Stamping in the studio“ wie auch auf Tracy Emins Monoprint „Walking drunk in high shoes“.
Olena Chervonic