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Das Kompositionsprinzip der Fuge basiert auf der Verbindung von Wiederholung und Variation. Phillips und Rowley nehmen dies als Metapher für die eingespielten und sich mit leichter Veränderung wiederholenden Rettungsmechanismen einer nach Sicherheit und Schutz verlangenden Gesellschaft. Das Bildmaterial und Teile des Tonmaterials wurden nicht von den Künstlern hergestellt, sondern bearbeitet. Sie sind dem Fundus amerikanischer (Film-)Geschichte entnommen. Auf zwei Projektionsflächen sind ein Rettungshubschrauber im Landeanflug auf ein Krankenhaus und die zeitlich leicht verschobene Aufnahme herbeieilender Rettungssanitäter zu sehen. Die auf Präzision und Geschwindigkeit getrimmten Abläufe der Notfallsicherung werden durch die extreme Verlangsamung der Bilder weniger kontrastiert als vielmehr dramatisiert: Jede Bewegung, jede Millisekunde, die in diesem anonym bleibenden Drama zählt, wird in der Zeitlupe ins Bewusstsein gehoben. Mit dieser minutiösen Wiedergabe jeden Details spielt das Künstlerduo auch auf die psychologische Bedeutung des englischen Begriffs „fugue“ an, der den durch ein traumatisches Ereignis bedingten Ausfall von Erinnerung bezeichnet. Diesem „blind spot“ in der persönlichen oder kollektiven Erinnerung scheint die akribische Beobachtung entgegenwirken zu wollen.
Dorothée Brill